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Mittwoch, 18. September 2013

Ohne Charlie - So geht es mir..

Ich habe diesen Text stückweise während meines Urlaubs geschrieben. Mir fehlten oft die Worte oder ich mochte nicht, etc..

Es sind nun einige Tage vergangen.. Der schlagartige Umgebungswechsel liess mich Charlie's Fehlen irgendwie weniger spüren. Ich hätte ihn im Urlaub ja so oder so nicht dabei gehabt und so fühlte es sich irgendwie so surreal an, dass ich ihn nicht mehr antreffen würde, wenn ich zurückkäme. Wäre ich von der Praxis nach Hause gekommen, ohne Charlie, wären diese Wochen sicher anders verlaufen, denn man merkt seine Abwesenheit in jeder Ecke, jedem Quadrat- und Kubikzentimeter..
Ich schaute mir wirklich immer und die ganze Zeit Fotos und Videos von ihm an. Hörte mir sogar die Aufnahme an, die ich von seinem Schnurren genau eine Woche zuvor gemacht hatte.. Die Menschen um mich herum meinten, ich solle das lassen. Ich solle "abschalten und Urlaub geniessen". Ich solle nicht in der Wunde stochern, das sei doch masochistisch.. Aber ich gab dem kein Gehör. Nur weil ich die Fotos nicht sehe oder nicht von ihm rede, heisst es nicht, dass ich nicht an ihn denke. Ausserdem halte ich es persönlich für falsch, in die Trauer anderer reinzureden. Jeder muss selber schauen, wie er klarkommt.
Von meiner ehemaligen Chefin erhielt ich eine sehr tröstende Mail. Sie kennt mich gut und weiss, wie sehr ich an Charlie hing und was das nun für mich bedeutet. Selbst die andere ehemalige Tierärztin sagte immer, sie hoffe, sie müsse den Tag nicht miterleben, an dem ich Charlie einschläfern müsste..

Ich bin jemand sehr emotionales. Beginnend bei banalen Sachen wie, dass ich bei Filmen (oder auch Liedern) bei traurigen oder kitschigen Stellen weinen muss oder mitleide, bis über zu den realen Dingen des Lebens.
Ich bin vor lauter Liebeskummer schon mal zusammengebrochen, war mehrere Tage am Stück wach, konnte für eine Zeit nichts oder kaum noch was essen, hatte monatelang Schlafstörungen, bei denen ich vielleicht, wenn ich Glück hatte, ca. 2 Stunden (maximal 3) einnicken konnte.. Und doch fühlte ich mich noch nie so hilflos, so ratlos, so überfordert und so allein, wie in dem Moment, in dem es um das Leben oder Sterben meines Katers ging.. Noch nie tat mir etwas so weh.. Es waren die schlimmsten Stunden meines Lebens.
Ich hatte noch nie so Angst, einen Fehler zu begehen - egal, wofür ich mich entscheiden würde. Ich versuchte zu deuten, was er wohl wollen würde. Versuchte rational zu denken, was wäre das Beste, was waren die Aussichten bei welcher Entscheidung. Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, aber wollte auch nicht, dass eigener Egoismus oder "ihn nicht loslassen zu wollen", auf seine Kosten ging.

Ich hab ein gutes Bauchgefühl, habe unzählige Male Vorahnungen und kann mich so ziemlich immer drauf verlassen. Auch bei Charlie hatte ich das oft. Es begann schon damit, dass ich letzte Weihnachten irgendwie dachte: "Ob Charlie nächste Weihnachten noch da ist..?". Oder dass ich ihm dieses Jahr zum Geburtstag ein Bettchen kaufen wollte, weil ich es irgendwie nicht mehr so realistisch sah, dass es noch einen Nächsten gibt und das wohl die letzte Chance sei... Und dann kam der Sommer. Ich fragte mich, wie lange es wohl mit Charlie noch geht und hatte irgendwie im Gefühl, dass es wahrscheinlich im Herbst soweit sein würde.. Je näher der Urlaub kam desto stärker wurde das Gefühl (ich weiss nicht, ob es einfach nur Angst oder doch Vorahnung war), dass es bestimmt meinen Urlaub treffen würde.

Gut, einige könnten nun sagen: "Du hast es heraufbeschworen". Ich denke nicht. Und ich bin jemand, der es nicht mag, wenn man mit gewissen Dingen "spielt". Manche Dinge sagt man einfach nicht. Ich vermute, dass ich das entweder gespürt habe oder einfach gut einschätzen konnte, es mir aber insgeheim nicht eingestehen wollte. Ich stehe auch oft mit Gott im Gespräch. Bitte Ihn, mir den Weg zu zeigen. Hinweise zu geben. Auch als es Charlie schlechter ging, fragte ich: "Gott, was soll ich tun? Sind das deine Hinweise? Warnungen, dass ich ihn lieber vor meinem Urlaub gehen lassen muss?". Da das nicht einfach irgendein Versuch ist, den man dann rückgängig machen kann, sondern endgültig ist, verspürte ich grossen Druck und Unsicherheit. Ich würde alles für meinen Kater tun, Geld und Aufwand spielt keine Rolle, aber doch wollte ich nicht, dass ihm zu viel zugemutet wird und er leiden muss - und das schlussendlich nur, weil ich nicht loslassen kann und/oder will.

In meiner Praxis berate ich oft Kunden, wenn es um so was geht. So viele fragen mich: "Wann ist der richtige Zeitpunkt?", und ich antworte, was man mich gelehrt hat, aber ich selbst nie durchmachen musste: "Das merkt man. Ihr kennt euer Tier am besten. Solange es noch Lebensqualität hat, frisst, sich versäubern kann, etc. dann kann man es sicher noch behalten". Das stimmt ja auch. Das Härteste finde ich ja auch, wenn die Tiere im Körper keine Kraft mehr haben, aber im Kopf noch so klar wären und wollen. Nun stand ich ja selbst vor dieser Frage und ich war völlig verzweifelt.
Doch warum? Warum sah meine Familie, dass Einschläfern der beste Weg sei und ich war mir noch so unsicher? Da nun einige Zeit verstrichen ist, konnte ich mir einige Gedanken machen. Ich fühlte mich extrem unter Zeitdruck gesetzt. Ich musste innerhalb wenigen Stunden bzw. Minuten entscheiden, ob mein geliebter Kater stirbt oder lebt. Und dieser Zeitdruck war doch nur da, weil ich in ein paar Stunden am Flughafen sein musste und ich wollte unter absolut keinen Umständen, dass dieser Zeitdruck mich zu einer (fatalen) Entscheidung zwängt, die ich im Nachhinein bereuen würde. Wäre das mit dem Urlaub nicht gewesen, könnte ich mir gut vorstellen, dass ich vielleicht nicht unbedingt weniger Stress aber dann wenigstens nicht in dieser geballten Ladung gehabt hätte. Denn schlussendlich lag der Entscheid bei mir und bei niemandem sonst.. Ich hätte beinahe den Flug abgesagt um mehr Zeit zu haben. Aber als ich dann sah, wie schlecht es Charlie ging und dass diverse Tierärzte, die ich aufgeboten hatte, mir keine grossen Hoffnungen oder Auswege, sondern nur eine schlechte Prognose bieten konnten (und ich von Fach selbst gut genug weiss, was man tun kann, welche Medikamente oder Wege es gibt..), musste ich mir eingestehen, dass es besser wäre, ihn gehen zu lassen und dass mich das Nicht-loslassen-wollen blockierte..

Der Anblick, wie er angestrengt atmete und nur wenige Schritte ging, weil er dann wieder sitzen und sich hinlegen musste, weil er nicht mehr konnte, tat weh.. Das hatte er nicht verdient.. Jetzt konnte er zwischendurch noch seitlich liegen, was bei einer wirklichen Atemnot nicht der Fall wäre, aber soweit müsste es gar nicht erst kommen.. Diese Panik sollte ihm erspart bleiben..
Wahrscheinlich werde ich den Moment nie vergessen, als er da auf dem Küchenboden lag und mich dann anschaute, "Mir geht's nicht gut…". Er wandte eine Weile den Blick nicht von meinen Augen ab.

Obwohl ich das alles sah und es so kommen musste.. Es war eh zu früh. Es war an dem Tag zu früh, aber das wäre es auch in 20 Jahren noch.. Mein "Pitchui". Mit ihm bin ich aufgewachsen. Ich wünschte mir, seit ich denken konnte, eine Katze und mit ihm ging dieser Wunsch in Erfüllung und ich hätte mir wirklich keinen besseren vorstellen können. Ein absoluter Goldschatz und ohne ihn fehlt mir so viel im Leben, was nie wieder aufgefüllt werden kann. Das sage ich wirklich aus tiefstem Herzen.

Gott hat wohl gewollt, dass es so kommt. Er kennt mich und weiss, dass es mir wichtig war, bei Charlie zu sein, wenn es soweit ist. Er wusste, dass Charlie es wohl nicht mehr bis nach meinem Urlaub schaffen würde und hat mich bzw. uns in diese Situation gebracht, damit wir jetzt noch handeln konnten. Seine Gesundheitslage hatte sich im August ziemlich verschlechtert - mit/durch diverse Gebrechen. Die letzte Woche war gut, Charlie frass gerne, zeigte Wohlsein und bewegte sich gut. Aber dass diese Atemnot plötzlich so deutlich wurde.. Keine Ahnung, ich habe das Gefühl, Gott zeigte mir so, dass es jetzt sein muss. Das war sein unmissverständliches Zeichen, jetzt noch was zu tun..
Im Urlaub wäre Charlie tagsüber allein gewesen. Wir konnten es zwar so richten, dass der Freund meiner Schwester nach dem Mittag direkt von der Arbeit zu uns nach Hause käme und bei Charlie bleibt, bis die Frau, die ihn und das Haus hütete, von der Arbeit kommt. Aber am Morgen wäre er trotzdem allein. Was, wenn ausgerechnet dann etwas passiert? Tod durch Ersticken ist grausam und mit grosser Panik verbunden. Die Vorstellung, dass meinem Kater so was passieren könnte, konnte ich nicht ertragen. Noch schlimmer war es, weil ich wirklich das Gefühl hatte, dass er wenn nicht heute dann in wenigen Tagen eingeschläfert werden müsste. Wofür dann warten und das Risiko aufnehmen, dass die Atemnot schlimmer wird? Oder die Epilepsie-Anfälle wieder kommen und das alles in Kombi?

Nein, es war die richtige Entscheidung.. Es war sehr hart. Es ist sehr hart.. Es tut weh und wird es noch lange. Aber ich habe alles gemacht und nie etwas unversucht gelassen. Ich war ihm eine gute Freundin und würde mich jederzeit immer wieder für ihn einsetzen und entscheiden. Niemand kann mir da jemals etwas vorwerfen, denn mein Kater war für mich immer Priorität. Wegen ihm habe ich nun den Beruf, den ich heute habe und jeder der mich kenn, weiss, wie sehr ich an diesem Kater hing und wie unmessbar viel er mir bedeutete und immer bedeuten wird. Für mich ist er mein Gold. Mein Platin..

Die Leute um mich herum versuchen mich zu trösten. Sagen mir, dass er sonst nur gelitten hätte, aber ich immer gut zu ihm war bis zum letzten Moment. Manchen fehlen aber auch die Worte. Mit dem Schmerz werde ich jedoch selbst auskommen müssen und darüber zu schreiben, hilft mir. Somit habt ihr hier eine Erklärung, warum ich über so etwas "intimes" blogge. Es hilft mir irgendwie, dem Ganzen Luft zu lassen. Es geht nicht um Aufmerksamkeit, sondern es erleichtert.. Einfach irgendwo die Worte festhalten und freizulassen, die in mir sitzen. Meinem Kater Charlie irgendwie eine Hommage zu widmen... und dass ihm somit viele eine gute Reise wünschen und an ihn denken..

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